Entscheiden - den Druck „umgehen“

„Die Präsentation für die Geschäftsleitung muss heute um 16.00 Uhr fertig sein“ oder „wir brauchen sofort Umsatz um die Quartalsziele erreichen zu können“ oder „die Qualität in der Produktion muss bis Ende Juni verbessert werden“ - Kennst Du solche Aussagen? Was passiert in solchen Situationen mit Dir? Bei mir hatte das zur Folge, dass ich sofort in Aktionismus verfiel und nach dem Motto: „Gring abe und seckle“ (Zitat: Anita Weyermann) das Problem schnellstmöglich beheben wollte. Leider machte ich „das Problem“ innerhalb von Millisekunden meist zu „meinem Problem“. Kurz gesagt: Es klebte an mir, wie der Kuhmist an meinen Schuhen. Ging nach grossem persönlichem Einsatz dann doch etwas schief, fühlte ich mich noch schuldig. Dabei wollte ich doch nur Verantwortung übernehmen. In unserer heutigen zunehmend gefühlsarmen Gesellschaft geht es leider oft darum einen Schuldigen zu finden. Ich wünschte mir es gäbe mehr Menschen die eigenverantwortlich denken und handeln würden. Wünsche haben darf man ja, nur „wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen" (Zitat: Helmut Schmidt)
Nun meine Frage: Macht sich jemand deshalb automatisch schuldig, weil er Verantwortung übernimmt? Meiner Meinung nach nein und falls doch darfst Du Dich fragen weshalb Du so reagierst. Verantwortung zu übernehmen bedeutet für mich persönlich die Fähigkeit überhaupt entscheiden zu können. Theoretisch ist das ja ganz einfach: Entweder ich entscheide oder jemand anderes tut das für mich. Von dem „sich nicht entscheiden können“ lebt schliesslich die ganze Versicherungsbranche.
Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, denn jeder von uns hat ja die Wahl. Wir können uns jeden Tag wieder neu entscheiden. Damit nehmen wir uns aus dem Rennen des Mainstreams, welcher bekanntlich davon lebt, zu schauen was die anderen machen um es diesen gleich zu tun.
Das ist beruhigend für unser Gehirn, der Fachausdruck hierfür ist „Kohärenz“ (logisch-zusammenhängend und nachvollziehbar).  Doch der Vergleich mit anderen hat einen hohen Preis, denn: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“ Søren Kierkegaard (dänischer Philosoph).  Wie also gelingt eine Systemwechsel ohne dass wir gleich ein Coaching benötigen? Zunächst sind es nur kleine Veränderungen in unseren Alltag.  Wie wäre es z.B. 15 min früher aufzustehen um zu meditieren oder um einige Körperübungen zu machen, danach spontan eine neue Route zur Arbeit zu wählen, mit dem Partner um 11.23 Uhr ein neues Restaurant zu probieren oder auch nur einen anderen Platz im Zug einzunehmen.

Mit diesem Perspektivenwechsel und der unmittelbaren Erfahrung dazu, können neue Synapsen-Verbindungen entstehen. Nach einer gewissen Zeit realisierst Du, dass der Mainstream nicht mehr die gleiche Kraft hat Dich abzulenken und Dich somit von Deinen Vorhaben wegzuziehen. Wie das in Vollendung funktioniert, beweisen uns die Spitzensportler immer wieder. Auf die Standardfrage von den Journalisten: „Wie gehen Sie mit dem ganzen Druck um?“ lautet dann meist die geniale und einfache Antwort: „Ich gebe einfach mein Bestes!“

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